Diplom-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin, Yogalehrerin
Von der Lust, Lust auf Süßes zu haben
Von der Lust, Lust auf Süßes zu haben

Von der Lust, Lust auf Süßes zu haben

Seit nunmehr zweieinhalb Wochen hat sich mein Essverhalten enorm verändert – nachdem ich mich einer öfter auftretenden Stimmung zugewandt hatte, die mich das Essen geradezu in mich hineinstopfen ließ. Ein unerwarteter Gamechanger!

Seitdem gibt es drei Reaktionen auf die Überlegung, etwas zu essen oder beim Anblick von Essbarem:

  • Keine Lust.
  • Hunger und Lust auf etwas Bestimmtes.
    Essen.
    Aufhören mit essen, wenn ich keine Lust mehr habe.
  • Hm, lecker! Aber jetzt nicht. Keine Lust. Später vielleicht. Oder morgen. Mal sehen.

Ich genieße diesen Zustand sehr und empfinde ihn als innere Freiheit, nicht gegen mein eigentliches Wollen essen zu müssen. Doch es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass meine Gelüste und Essimpulse sich von jetzt auf gleich enorm verändert haben. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich mir ein neues Essverhalten regelrecht wieder ausgeredet und abgewöhnt habe! Also bin ich noch skeptisch, ob es so bleibt.

Bisher war es immer wieder das Essen in Gesellschaft, bei dem ich es nicht aushalten konnte, das Angebot zurückzuweisen oder die Möglichkeiten zu ignorieren. Dabei bin ich in der glücklichen Lage, überwiegend von Menschen umgeben zu sein, die mein Essverhalten NICHT persönlich nehmen! Mit meinem aktuellen Umfeld hat(te) meine Unfähigkeit, mir treu zu bleiben, also faktisch nichts zu tun!

Immerhin: Auch diesen Aspekt emotionalen Essens hatte ich bereits in der letzten Zeit in den Blick genommen. Auswirkungen davon konnte ich jedoch bisher in meinem Alltag nur gelegentlich wahrnehmen.

Nun also habe ich seit über zwei Wochen fast nichts gegessen, zu dem mein System „nein danke“ bzw. „keine Lust“ gemeldet hat. Trotzdem hatte ich ein Eis, ein oder zwei Rollos und auch Schokolade. Eben immer dann, wenn ich auch wirklich Lust darauf hatte. Mehr noch aber Weintrauben, Avocado und lauter „gesunde“ Sachen. Ich mag gesunde Sachen. Das war schon immer so. Doch seit zwei Tagen merke ich eine gewisse Unruhe… Und vorhin war sie auf einmal klar da: die Lust, Lust auf Süßkram zu haben.
Ich will Süßigkeiten essen wollen.
Schräg, nicht wahr?

Ziemlich offensichtlich hat das nichts mit körperlichem Hunger zu tun. Nach einer kleinen Weile des inneren Widerstandes nutze ich die Gelegentheit und frage mich: „Wie geht es mir in mir drin?“.
Dann wende ich mich meinen körperlichen Reaktionen zu.
Das Wollen selbst sitzt im Kopf, im Denken – und so ein bisschen fühlt es sich „halsstarrig“ im Nacken an, trotzig, mit dem Kopf durch die Wand…
Kenn‘ ich. Und so weit oben „hingefühlt“, scheint mein Körper unbeteiligt zu sein.
Doch ich „gehe tiefer“ und bin plötzlich überrascht:
Mein Herz klopft deutlich!
Überhaupt ist in mir eine leicht unangenehme Aufgeputschtheit – die Wirkung des letzten Kaffees vor knapp zwei Stunden. Das war mir bis gerade eben gar nicht aufgefallen!

So wahrgenommen, reagiere ich/reagiert mein System geradezu automatisch mit „auspusten“ – eine Strategie, die unter anderem den CO²-Gehalt im Blut reduzieren soll (sagen manche Atemschulen).
Fakt ist: aus eigener Erfahrung weiß ich, dass solch ein Aufgeputscht-Sein sich durch wiederholtes tiefes, langes Ausatmen verändern kann.
Ich plane es nicht, es passiert einfach: ich puste mehrmals lang und mit sanftem Nachdruck aus. Doch erst jetzt, wo ich die Unruhe bewusst wahrgenommen habe.

Wenig später ist der Herzschlag ruhiger, die innere Unruhe hat sich gelegt – und die Lust, Lust auf etwas Süßes zu haben, ist verschwunden.  

Foto: Mohamed Hassan, Pixabay

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