Diplom-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin, Yogalehrerin
Corona-Panik
Corona-Panik

Corona-Panik

Bild von Arek Socha auf Pixabay

Liebe Katharina,

ich weiß, es ist im Prinzip irrational, aber seit ich wegen des Corona-Virus zuhause arbeite, überfallen mich immer wieder Panikattacken. Ich kann sie nicht erklären. Aber mit dieser Unruhe kann ich nicht denken! Was mache ich denn nun?

Yasemin

Hallo Corona-Geplagte,

kurz gesagt: Panikattacken im Angesicht von unbekannten, das gewohnte Leben bedrohenden Situationen sind eine natürliche Reaktion, die uns zu körperlichen Höchstleistungen mobilisieren, um durch Kampf oder Flucht der Gefahr zu begegnen bzw. zu entkommen.

Die Panikreaktion
soll dein Leben
retten!

Der Nachteil: Die Energie steht einer nüchternen Analyse der Situation und durchdachtem Vorgehen im Weg.

Mein Tipp: Hilf deinem Körper durch Bewegung, die Kampf- bzw. Fluchtenergie abzubauen, um wieder „auf dem Boden“ anzukommen und klar denken zu können.

Hinweis: Die aktuelle Situation ist für uns alles andere als gewohnt. Noch dazu verändern sich momentan die Rahmenbedingungen in einem extrem schnellen Tempo. Daher kann es vorkommen, dass neue Informationen zu neuen Verunsicherungen führen, und es somit nötig wird, sich im Laufe des Tages mehrfach „runter zu holen“. Daher empfehle ich auf kleinem Raum umsetzbare Aktionen wie z.B. Hampelmänner, Luftboxen oder Liege-/Armstütze.

Die lange Version:

Wie gesagt, dient die aufgescheuchte, unruhige Energie (Herzklopfen bis Herzrasen, beschleunigte Atmung, Gedankenrasen), die wir als Panikattacken bezeichnen, dem Zweck, uns aus einer Notfallsituation hinauszuretten. Durch Kampf, also Angriff, verbunden mit Wut, Drohgebärden und zuschlagenden Impulsen, oder Flucht, also dem Wunsch, zu rennen, die Beine in die Hand zu nehmen, nichts wie weg – aber zack-zack! Für beide Aktionen braucht der Körper Energie. Die bekommt er, indem das Herz schneller pumpt, um Sauerstoff mit Hilfe unseres Blutes durch unsere Adern zu jagen. So bekommen alle Muskeln ihren benötigten Brennstoff. Auch die Atmung ist beschleunigt, und die Lungen hochaufnahmebereit für den Sauerstoff aus der Atemluft, um diesen ins Blut abzugeben.

Analytisches Denken ist in dieser Situation nur etwas für geübte „Troubleshooter“ (beruflich oder vom Leben geformt), also Leute, die sich schon oft in gefahrenvollen Situationen befunden haben und gelernt haben, dass sie damit umgehen können.

Nun macht es tatsächlich aktuell relativ wenig Sinn, irgendwen oder etwas bekämpfen zu wollen (außer potenziell vorhandene Viren durch gründliches Händewaschen mit Seife) oder zu flüchten. Wie also sinnvoll reagieren?

Hilf deinem Körper
mit Bewegung,
die Energie wieder
abzubauen

Hilf deinem Körper, die eigentlich wichtige, sinnvolle (Rettungs-)Energie in Aktivität umzusetzen und somit loszuwerden – indem du dich bewegst, eher schnell, eher kraftvoll. Dazu kann eben der besagte „Hampelmann“ gute Dienste leisten, oder Luftboxen, Kissenboxen, Sandsackboxen – hierbei greifst du die zuschlagende Energie, die (vielleicht) sowieso in deinen Armen steckt, auf, setzt sie um und das Adrenalin im Blut wird abgebaut. Wenn du es zum Beispiel gewohnt sein solltest zu joggen, dann ist das eine tolle Sache – sozusagen eine kontrollierte „Flucht“ zurück zu dir. Aber vielleicht wärest du dann schon ganz von allein auf die Idee gekommen, loszurennen.

Auch Liegestütze können gut funktionieren, oder eben Armstütze jeglicher Art – am Boden, gegen die Wand, an der Sofa- oder Stuhlkante festhaltend, vorwärts, rückwärts… egal. Sogar Yogaübungen wie der Sonnengruß, der Hund, der nach unten schaut, Planke, Seitstütz, Halbmond etc. können gute Dienste leisten. Auch die hierbei bewußt geführte Atmung hilft, dein System zu beruhigen.

Nach einigen Wiederholungen oder einer kleinen Weile wirst du feststellen, wie du ruhiger wirst. Und damit auch wieder denkfähiger.

Und wenn du diesen Punkt erreicht hast – dann kannst du vielleicht überlegen, ob es etwas gibt, das du sinnvoll tun kannst, um dich auf unterschiedliche mögliche Auswirkungen der aktuellen Situation vorzubereiten. Vielleicht zusammen mit deiner Familie, Freunden oder Nachbarn im Gespräch. Gut vorbereitet zu sein, zu wissen, was du tun kannst, wo du im Zweifelsfall Hilfe findest, all dies wird dir ein inneres Gefühl der Kontrollierbarkeit der Situation geben und sollte den Panikattacken ein gutes Stück weit Einhalt gebieten.

Und wenn sie doch wieder kommen – kannst du mit der Bewegung von vorn anfangen, Kontakt zu Menschen suchen, und dir bewusst machen, dass du gut vorbereitet bist.

Komm gut durch die aktuelle Zeit!

Katharina

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