Diplom-Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin, Yogalehrerin
Burnout an der Waschmaschine
Burnout an der Waschmaschine

Burnout an der Waschmaschine

Foto: Pixabay auf pexels

Liebe Katharina,

ich bin angestellt in einer leitenden Funktion im sozialen Bereich. Immer wieder stehe ich vor großen Herausforderungen im Umgang mit Finanzen in meinem Bereich, dabei gibt es viel Druck von Seiten der Geldgeber und wenig Hilfestellung, auch nicht durch die Kollegen. Außerdem bin ich diejeniege, die bei jedem Streit im Team angesprochen wird. Oft komme ich mir vor wie im Kindergarten. Jetzt befürchte ich, dass ich einen Burnout habe – am Wochenende habe ich mich komplett in meiner Wohnung verkrochen. Ich wollte niemanden sehen oder hören, dabei gab es eine Verabredung, auf die ich mich sogar gefreut hatte. Ich musste sie absagen!

Rückzugsimpulse sind
ein natürlicher Reflex
der Selbstfürsorge!

Zum Schluss habe ich sogar auf das Piepen meiner Waschmaschine mit einem Heulanfall reagiert. Ich will einfach nicht mehr. Was mache ich denn jetzt?

Lydia Z.

Hallo Erschöpfte,

Rückzugsimpulse, noch dazu in einem komplexen, insgesamt fordernden Umfeld, sind erst einmal ein sehr natürlicher, gesunder Reflex – sich immer wieder Erholungspausen zu nehmen, zu geben, zu erlauben, ist eine wichtige Strategie, um die eigenen Batterien wieder aufzuladen.

Ja, oft geben Freunde und liebe Menschen uns neuen Schwung und ermöglichen uns, loszulassen, auf andere Gedanken zu kommen, uns zu erfrischen.

Und dann wieder geht es manchmal einfach darum, möglichst gar nichts zu müssen! So absolut rein gar nichts. Nicht einmal reden, lächeln, irgendwas…

In der Bibel steht: „Am siebten Tage sollst du ruh‘n“. Ich verstehe das als psycho-logische und gesellschaftliche Aufforderung zu einer regelmäßigen, individuellen Erfrischungskur.

Wir brauchen Zeiten des Nichts-tuns. Die kreative Geschichtenerfinderin Astrid Lindgren soll dazu gesagt haben: „…und dann muss man ja auch noch die Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen“.

Für manche Menschen ist jedoch genau das das Schwierigste überhaupt: loszulassen; sich nicht angesprochen zu fühlen von irgendwelchen Aufgaben, die erledigt werden könnten (angeblich sogar „müssen“), von Ideen, die verfolgt und umgesetzt werden könnten, von Kontakten, die gepflegt werden sollten, und so weiter, und so fort…

Für Burnout-Geplagte gilt es zu lernen, „Nein“ zu sagen zu Anderen bzw. zu Anforderungen von Außen und diese für eine Weile zu vergessen, während sie „ja“ sagen zu sich selbst.

Burnout hin oder her: Offenbar ist es in deinem Leben so weit gekommen, dass dein System einfach nur noch „Nichts“ will. Anders gesagt: eine Ruhepause. Eine so absolute Pause, dass sie nicht einmal gestört wird von der Info einer fertigen Waschmaschine mit ihrer (von dir verstandenen) Aufforderung zur Aktivität!

Wenn es um pure Erschöpfung geht, dann hilft dir für den Anfang vielleicht eine ärztlich verordnete Auszeit.

Doch vermutlich brauchst du auch etwas, wodurch du dich regelmäßig erholen kannst, eine regelmäßige Routine ganz in deinem eigenen Tempo und nur für dich. Dies könnte eine tägliche Atem- oder Entspannungsübung sein, eine Weile des ungestörten Lesens, eine Zeit zum Löcher-in-die-Luft-starren oder anderes. Vielleicht hilft dir auch eine wöchtenliche Ich-Zeit mit einem offiziellen Rahmen wie eine Massage, eine Runde Yoga unter Anleitung (hier kann ich Yin-Yoga oder Restorative-Yoga empfehlen: zwei Stile, bei denen „Nichts-tun“ unter verschiedenen Bedingungen angesagt ist – und vor allem ohne sportlichen Anspruch!) oder etwas anderes, das dir gut tut.

Was kannst du abgeben?
Welche Aufgaben delegieren,
welche umorganisiseren?

Und dann gibt es auch noch die andere Seite des Burnouts, die bereinigt werden muss: Jene des „Zuviel“. Hier braucht es ein „Weniger“, ein Abgeben von Aufgaben, ein Delegieren, Umorganisieren.

Vielleicht ist es hierbei besonders hilfreich, dir konkrete Unterstützung zu holen. Alleine passiert es schnell, dass wir betriebsblind werden, indem wir (für Andere) offensichtliche Lösungen übersehen oder gar nicht auf die Idee kommen, sie in Betracht zu ziehen. Hilfreich kann bedeuten: Eine wohlwollende Kollegin, ein guter Freund, eine vertraute Ratgeberin oder eine professionelle Fachkraft wie ein Coach – jemand, der dir hilft/helfen kann, den Blick aufs Ganze zu behalten und ebenso bei Bedarf freundlich nachzuhaken und ins Detail zu gehen.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute,
Katharina

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